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Heimkommen - LiWi spricht mit seiner Seele

 

©Stefanie Seiler, 09. März 2022

 

Heimkommen

 

«Hallo liebe Seele, ich bin gerade aufgewacht. Ich bin noch etwas ausser mir, aber ich würde dir gerne von einem berührenden Traum erzählen.»

 

«Guten Morgen lieber LiWi», spricht die Seele mit ruhiger Stimme «ich spüre, du bist sehr aufgewühlt. Natürlich,  kannst du mir davon erzählen. Ich war zwar bei dir in dem Traum und habe alles gesehen, aber gerne würde ich die Geschichte nochmal von dir selbst hören.»

 

«Danke.» sagt LiWi erleichtert, es ist ihm so wichtig, dass er darüber reden kann.

 

 «Ich habe heute im Traum viele Menschen auf der ganzen Welt gesehen und ich konnte spüren, wie tief traurig, wütend und voller Angst sie sind. Glaub mir, das war wirklich nicht schön. Ich bin dann nur noch mitten unter gestanden und habe das Geschehen ohnmächtig beobachtet. Beinahe wurde ich in dem Strudel dieser Emotionen mitgerissen. Es war grauenvoll und alle waren so voller Zweifel. Und gleichzeitig wusste  ich aber auch, dass dies alles auch ein Teil von mir selbst ist. Dass auch ich diese Trauer, die Wut und die Angst in mir habe. Ich wollte flüchten. Dieses Leiden zu spüren, war kaum zu ertragen für mich.»

 

«Oh ja, das ist wahrlich nicht angenehm. Ich weiss, dass es dich sehr berührt hat.»

spricht die Seele mit sanfter Stimme.

 

«Ja!» LiWi muss tief seufzen und ist unglaublich erleichtert, dass er von seiner Seele so viel Verständnis bekommt.

 

«Dann war da plötzlich ein Stern am Himmel. Er hat so strahlend geleuchtet und ich konnte meinen Blick nicht mehr von ihm abwenden. In meinem Innersten wusste ich, dass er uns führen will und wir ihm folgen sollten. Auf einmal war da diese Zuversicht.»

 

«Der Stern hat uns über Berge und durch Täler geführt – wir sind weit gewandert. Es war aber mühelos, weil wir in tiefem Vertrauen waren und wir erkannten, dass jeder Schritt auf diesem Pfad seinen tieferen Sinn hatte. Egal, ob er scheinbar schwer war oder von Leichtigkeit begleitet. Wir waren geführt, jederzeit. Irgendwann kamen  wir an einen besonderen Ort. Dort war ein grosser, stiller Bergsee. »

 

«Erzähl weiter, lieber LiWi» ich bin bei dir und war immer bei dir.  

 

«Erstmal passierte scheinbar nichts» erklärt LiWi – «wir sind dort angekommen und haben uns alle hingesetzt. Und ich habe die Erwartung wahrgenommen, die Offenheit und die Vorfreude in den Menschen. Nur noch in Einzelnen waren diese Zweifel, obwohl sie schon so weit gewandert waren und das Vertrauen eigentlich schon lange in ihnen war. Einige wollten sogar wieder umkehren. 

Doch dann wurde es ruhig ins uns.

Eine erwartungsvolle Stimmung war zu spüren. Dann erschien ein strahlendes Wesen über uns, alles und jeder wurde von seiner lichtvollen Erscheinung eingenommen. Es breitete seine Arme aus und hielt seine Hände über uns. Und stell dir vor, liebe Seele…» in LiWis Stimme war ein leises Zittern zu spüren. Beinahe überschlugen sich seine Worte, weil es ihm so wichtig war, der Seele in bildhaften Sätzen zu erzählen, was er geträumt hatte.

 

«…stell dir vor, gleichzeitig wussten alle, was zu tun war. Es war still, ganz still und jeder begann ruhig zu atmen. Ohne Worte leitete die Gestalt uns an, in unsere Herzen zu atmen. Und im selben Augenblick hielten alle ihre Hände ans Herz. Was dann geschah war so wundervoll. Jedem zeigte sich die eigene Tür zu seinem Herzen. Sie war bei allen noch verschlossen und vor jeder Herzenstüre sass ein kleines, trauriges, wütendes und verzweifeltes Kind.....»

 

"Wie aus Zauberhand erhielt im selben Moment jeder einen Schlüssel. Wir wussten sofort, dass dieser Schlüssel für diese Türe in den Herzensraum sein musste.  Manche haben noch etwas gezögert, andere begannen zu tun, was sie im Innersten schon wussten. Jene, welche noch nicht den Mut hatten, wurden vom lichtvollen Wesen sanft berührt und fanden sogleich das Vertrauen. Sie steckten den Schlüssel ins Schloss und schon war jede einzelne Türe offen. Nach und nach trat bei jedem das kleine Kind in den Raum des Herzens ein.....»

 

LiWi hat Tränen in den Augen, so überwältigt ihn dieser Traum auch jetzt noch. Die Seele verhält sich ruhig und lächelt verständnisvoll, denn sie weiss, was geschehen ist.

 

«Es war wie ein Heimkommen," erzählt LiWi berührt weiter. "Eine tiefe Sehnsucht wurde im selben Augenblick erfüllt. Jeder hat seinem Kind ein zu Hause im Herzen gegeben und es liebevoll in den Arm genommen. Viele haben geweint, aus tiefer Dankbarkeit und Freude und weil sie im selben Moment erkannten, wie sehr sie viele Leben lang gegen sich selbst gekämpft hatten.

Das Heimweh hatte ein Ende.«

 

Stille.

 

LiWi kann nicht mehr weitererzählen. So ergriffen ist er von dem Gefühl, welches er noch immer tief in sich spürt. Es wird ihm jetzt erst richtig bewusst, was geschehen ist. Da sind so viele Eindrücke, die nicht erklärt werden können, sondern die einfach nur angenommen werden wollen.

 

Wortlos.  

 

Er fühlt, wie sein Herz auch jetzt noch grösser und weiter wird und er so erfüllt von dieser Liebe ist und dass er mit jedem Atemzug diese Liebe auch mit den anderen teilen kann.

Ein tiefes, inneres Wissen sagt ihm, dass dies kein Traum mehr ist und dass dies so viel auf der Erde bewirken kann.

Wenn wir wieder lernen zu vertrauen, unserem Innersten zu lauschen, die Emotionen, den Verstand und unsere Körper als ein Werkzeug anerkennen, um uns auf der Erde gut zurechtzufinden. Wenn wir den Raum unserer Herzen wieder öffnen und lernen, der Seele zu lauschen, dann können wir auch die Wunder erkennen, welche wir bewirken können.

 

Jeder von uns 

wenn wir den Schritt wagen

in uns anzukommen

nach Hause zu kommen 

Heimat in uns zu finden. 

 

 

LiWi ist die Hauptfigur im Buch "Tapferer kleiner Krieger" von Stefanie Seiler.

LiWi ist eine Energiekugel, die im Innersten des Menschen MeYo wohnt und als kleiner, tapferer Krieger sein Dasein fristet. Der Versuch, Meyo in ruhigere Bahnen zu leiten, scheint vergebens. Es ist ein permanenter, scheinbar aussichtloser Kampf gegen sich selbst.

Eines Tages hört LiWi einen Ruf von weit oben. Seine Seele ruft und von nun an lehrt sie ihn Schritt für Schritt die Basis eines bewussteren Lebens.

Körper, Geist und Seele finden in dieser Erzählung zusammen. Dem Leser wird in einfachen Worten nahegebracht, dass es tatsächlich Wege gibt, in innerer und äusserer Harmonie zu leben.

Alles ist mit Allem verbunden. 

Das Bild "Heim gehen" durfte 2017 entstehen. 

 

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